Willkommen zum zweiten Teil der queeren Film- und Serienempfehlungen! Euch erwartet in dieser Liste ganz viel spannender queerer Zeitvertreib.
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Wieso die Repräsentation queerer Lebensweisen in Haupterzählungen relevant für den Film- und Serienkonsum aller Menschen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Die folgenden Empfehlungen sind in vier Punkte gegliedert:
- Genre
- Wer wird repräsentiert
- Inhalt/Thema
- Zusatzinformationen, Eindrücke, Kritik
5 QUEERE FILME UND SERIEN
PARIS IS BURNING / PARIS BRENNT (1990)
- Dokumentation
- gay, trans, drag
- Paris is burning stellt ein wichtiges Zeitzeugnis der Schwulen- und Transgenderszene, so wie der afroamerikanischen und Latino-Community, in New York in den 1980er Jahren dar. Ballroom Culture und mit ihr einhergehend also auch Drag-Vorführungen werden in den Mittelpunkt der Dokumentation gestellt. Immer wieder werden Interviews gezeigt, die den Alltag der Menschen, Hintergrundinfos zur Ballroom Culture und die Motivation der Teilnehmer*innen mitzumachen, näher beleuchten.
- Paris is burning ist eine gesellschaftlich relevante Dokumentation, die man* sich ansehen sollte. Sie enthält sehr wichtige Informationen zur Schwulen-, Trans- und Dragszene und bietet Blicke hinter die Kulissen der damaligen Zeit.
Außerdem ermöglicht die Dokumentation den heutzutage gedrehten Filmen und Serien, die von Ballroom Culture erzählen, ein Basis-Verständnis. Nicht ohne Grund wurde beispielsweise die Serie „Pose“ von Paris is burning inspiriert. Auch für „RuPauls Drag Race“ hilft der Einblick von Paris is burning zu einem umfangreicheren Verständnis für die Drag-Kultur.
LAURENCE ANYWAYS (2012)
- Romantisches Drama
- trans
- Der Film beschäftigt sich mit dem Leben und der Langzeit-Liebesbeziehung einer Trans-Frau. Laurence mutiger und schwieriger Weg zur Selbstverwirklichung, die sich verändernde Liebesbeziehung während der Transition, die Auswirkungen auf die Familie und die Reaktionen der Gesellschaft stehen im Fokus.
- Der Film fällt für mich in eine ganz eigene Kategorie von intimer Bildästhetik und Geschichtsführung. Er thematisiert Mainstream-Sehgewohnheiten, bespielt sie aber in einem alternativen Stil. Dadurch ist er sehr interessant zu verfolgen. Der Filmemacher Xavier Dolan ist außerdem selbst schwul.
BLAU IST EINE WARME FARBE (2013)
- Romantisches Drama
- lesbian
- Der Film handelt von einer Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen in jungem Alter und ihrer Sexualität. Im Film bekommen Sexualität, Selbstfindung, Liebe und Verlust viel Raum.
- Blau ist eine warme Farbe ist ein sehr populärer Film geworden und viele kennen ihn bereits. Das französische Filmemachen erlaubt, dass viel Zeit für Identifikationsprozesse mit den Figuren eingenommen werden kann, weil es dem Alltag und den Gefühlen der Figuren ausgiebig folgt. Dadurch erzeugt der Film unter anderem eine intime Atmosphäre.
Blau ist eine warme Farbe ist aber vor allem durch die expliziten Sexszenen in aller Munde gewesen. Es ist interessant, dass und wie Sex gezeigt wird. Allerdings gilt zu überlegen: Folgen diese Szenen nicht dennoch dem „male gaze“? Immerhin sprechen wir von einem männlichen Regisseur, einem männlichen Blick. Einem männlichen Verlangen?
THE DANISH GIRL (2015)
- Filmbiografie
- trans
- Der Film fängt im Jahr 1926 an und handelt von einer Liebesbeziehung und einem Selbstfindungsprozess im (gesellschaftlichen und tatsächlichen) Körper. Er erzählt welche Schritte die Hauptfigur Lili gehen muss, um endlich Lili sein zu können. Zu der Zeit, in der der Film spielt, beinhaltet das auch, dass Transsexualität als Perversion wahrgenommen und mit einer Krankheit gleichgesetzt wird. Viel Kunstszene, viel innerer Kampf, viel Selbstliebe.
- Für mich war der Film ein Rollercoaster an Gefühlen. Den Prozess, den die Protagonistin erlebt, ihre nicht nachlassende Kraft, ihr Kampf darum, sie selbst sein zu können und unerschrocken Raum einzunehmen, werden berührend inszeniert. Darüber hinaus zieht einen Eddie Redmaynes (Lili) schauspielerische Leistung in einen Bann.
AJ AND THE QUEEN (2020)
- Netflix-Serie, Dramedy
- gay, drag
- Die neue Netfix-Serie handelt vom Leben der Hauptfigur Robert, die mit finanziellen Schwierigkeiten als Drag Queen Ruby Red in einem Wohnmobil durch die USA tourt. Ein Kind namens AJ begleitet ihn uneingeladen auf seine Reise. Die Verarbeitung einer Trennung, die Drag-Szene und vor allem die Beziehung zwischen Robert und AJ stehen im Mittelpunkt der Handlung.
- Die Serie ist unterhaltsam und witzig. Ich würde AJ and the Queen außerdem als sehr amerikanisch beschreiben. Sie ist gut anzusehen, wenn man gerade keine Lust auf gefühlsgeladene romantische Dramen hat, aber dennoch im queeren Bereich bleiben möchte. RuPaul, der selbst schwul und eine Drag Queen ist, spielt außerdem nicht nur die Hauptrolle des Robert, sondern hat an der Entwicklung der Serie mitgewirkt.
Für Fans von RuPauls Drag Race: es gibt viele Gastauftritte von früheren und bekannten Teilnehmer*innen der Show.
Viel Spaß beim queeren Film- und Serienschauen
Falls es Anregungen oder Film- und Serienempfehlungen eurerseits gibt, teilt sie gerne mit!