Auch wenn sie jetzt wieder mit Diskussionen kommen, ob das überhaupt noch nötig ist (der Kurier patzt sich damit gern an) und infrage stellen, ob Frauen überhaupt noch benachteiligt sind, sieht die Realität anders aus: Die Situation wird eher schlechter als besser – das heißt es gibt eher immer mehr Gründe als weniger, warum wir einen Weltfrauentag brauchen.
Jaja, der böse Feminismus. Ich will gar nicht von Lohnschere anfangen oder davon, dass in vielen Bereichen (Kultur, Soziales, Bildung) mehr Frauen als Männer ausgebildet werden (es machen mehr Frauen als Männer Studienabschlüsse, umso höher die akademische Karriere, umso weniger findet man jedoch), mehr Frauen als Männer in gewissen Sektoren arbeiten (teilweise bis zu 80%), ein Großteil der Führungspositionen aber von Männern gehalten wird (teilweise auch bis zu 80%).
Das sind allerdings „Soft Topics“, vielerorts ist das Leben von Frauen bedroht. Sprechen wir davon, dass in Krisen wie in der griechischen Ägäis seit dem Syrienkrieg oder jetzt an der Grenze der Ukraine Menschenhändler unterwegs sind um Frauen abzupassen. Wie wir die Menschen in Flüchtlingscamps wie Moria seit Jahren sich selbst überlassen. Ich war selbst dort, Menschen der NGOs versuchen unbegleitete junge Frauen, auch Mädchen und Jugendliche da zuerst rauszuholen, weil es ein gesetzloser Raum ist. Flüchtlinge (vor allem, wenn sie nicht weiß und christlich sind), sind in Europa häufig vogelfrei. Das trifft auch Frauen hart.
In vielen Ländern wie zum Beispiel Polen sind Abtreibungsgegener wieder im Aufwind. Es sind meist Rechte und klerikale Gruppen, die den Backlash vorantreiben. Dort sterben Frauen, weil ihnen Abtreibungen sogar dann verwehrt werden, wenn der Phötus nicht lebensfähig ist, eine Abbruch aber notwendig wäre, um das Leben der Frau zu retten. Ein solcher Fall hat kürzlich starke Proteste ausgelöst und in Polen Tausende von Menschen auf die Straße getrieben.
Zuhause sieht es auch nicht besser aus. Wie wir das ganze Jahr Frauenmorde in Österreich zählen und immer wieder Rekordwerte erreichen. Das meiste sind eifersüchtige Partner oder verlassene österreichische Männer, die Frauen eher umbringen, als ihnen Autonomie zuzugestehen.
Der böse Feminismus will die armen Männer drangsalieren? Leute, hört euch das an, ich schüttle aus dem Stehgreif genug Argumente aus dem Ärmel, die eher sagen, dass es fast danach aussieht, als würde die Gesellschaft einen Feldzug gegen Frauen führen. Sind wir froh, dass sie nicht mit Heugabeln und Fackeln auf die Straße oder auf uns losgehen…
Wir kriegen im Moment leider sogar eher mehr als weniger gründe, warum wir den Weltfrauentag noch brauchen.