4 simple Vorsätze für ein feministischeres neues Jahr!

Viele Menschen integrieren bereits tolle Gesten in ihren Alltag, die zu einer feministischeren Welt beitragen. Doch obwohl wir anfangen, einen bewussten Umgang mit feministischen Themen zu pflegen, kommt immer mal wieder die Gewohnheit, der Einfluss des Patriarchats oder Unsicherheit dazwischen, um für das einzustehen, was (uns) wichtig ist. Für das nächste Jahr wünsche ich mir deshalb, dass wir noch lauter und mutiger sind. Und das Schöne daran ist: Bereits ganz simple und kleine Gesten, die jede*r in den Alltag integrieren kann, können zu einer feministischeren Welt beitragen! Hier sind meine 4 Vorsätze für das neue Jahr:

Foto: Marian Kowanz

 

 

 

1) Gendersensible Sprache a.k.a Gendern

Das generische Maskulinum stellt in unserem Sprachgebrauch die Norm dar. Schon als Kinder lernen wir, dass wir zum Arzt gehen, Schauspieler in Filmen sehen, Mitarbeiter im Supermarkt nach Hilfe fragen und unsere Freunde zum Essen einladen. Dass in jedem dieser Szenarien Frauen hinter den Wörtern stecken, bleibt verdeckt. Wir stellen uns automatisch Männer vor. Somit lernen wir schon als Kinder, nur die männliche Bevölkerung anzusprechen und ihnen mit unserer Sprache mehr Repräsentation und Raum zu geben. Dadurch klammern wir gleichzeitig Frauen und andere Geschlechter einfach aus. Wenn wir gendergerecht formulieren, öffnen wir den Repräsentationsraum durch unsere Sprache jedoch für alle. Das können wir bereits durch kleine Veränderungen in unserem Sprachgebrauch erreichen.

 

Schriftlich:
Wir schreiben: Ärzt*innen, Schauspieler*innen, Mitarbeiter*innen, Freund*innen,….
Wieso ein *? Der * öffnet den Raum für alle Menschen. Mit * sprechen wir nicht nur Frauen und Männer an, sondern auch das gesamte Spektrum zwischen diesen Polen (non-binary,…). Eine andere Möglichkeit wäre das Gendern mit dem Doppelpunkt: Ärzt:innen

 

Mündlich:
Wir können „*“ oder „:“ nicht sprechen. Deswegen sieht gendergerechte Sprache mündlich ein wenig anders aus.
Beispielsweise so: Ärzt-kurze Pause-Innen oder Ärzte und Ärztinnen

 

Gendersensibel:
Da es viel mehr Geschlechter gibt als zwei, ist es am korrektesten und ratsamsten auch gendersensible Sprache zu berücksichtigen, vor allem bei Wörtern, bei denen es möglich ist:
Zuseher*innen können Zusehende sein, Student*innen können als Studierende zusammengefasst werden, wir können sagen: Lehrende, Fahrradfahrende, Kunstschaffende und so weiter und so fort. Die Wörter sind nicht nur kürzer und einfacher auszusprechen, sondern schließen die Vielfalt aller Menschen ein.

Gegendert wird inzwischen glücklicherweise schon recht häufig. Doch mindestens genau so häufig wird die Relevanz dahinter ignoriert oder vergessen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir sowohl in schriftlicher als auch mündlicher Kommunikation immer darauf achten und auch andere darauf hinweisen, das zu tun. Indem wir uns immer wieder darin üben, normalisieren wir’s nicht nur für uns, sondern erreichen damit auch, dass unsere Umgebung diese Sprache von uns übernimmt.

 

 

2) Schluss mit sexistischen Kommentaren im Freundeskreis!

Sexistische Kommentare auf der ganzen Welt zu verbannen, ist unmöglich. Unser Umfeld können wir aber sehr wohl darin beeinflussen, bewusster mit Scherzen und achtlosen Kommentaren umzugehen. Freund*innen auf sexistische (oder anderweitig feindliche) Kommentare aufmerksam zu machen und zu erklären, wieso diese Bemerkungen nicht lustig sondern verletztend sind, stellt eine kleine Geste mit großem Einfluss dar. Höflich zu erklären, weshalb es wichtig wäre, in Zukunft besser auf die geteilten Inhalte zu achten, kann einen Perspektivenwechsel im Gegenüber auslösen. Dabei tragen wir nicht nur dazu bei, dass jemand weniger Sexismus verbreitet, sondern erschaffen uns selbst ein Umfeld, in dem wir uns repräsentiert, berechtigt und wohl fühlen können.

 

 

3) Sich mit Inhalten befassen, die feministische Werte unterstützen

Hierbei geht es darum, unser Umfeld (und dazu zählt auch, wem wir auf instagram folgen, welche Podcasts wir aunhören, welchen Politiker*innen wir Gehör schenken, welche Filme wir ansehen,….) so zu gestalten, dass es (auch) feministische Werte repräsentiert. Dazu zählt, dass wir Menschen oder Marken, die sexistische Werte vertreten und damit in der Öffentlichkeit stehen, nicht unterstützen. Es bedeutet also einfach, dass wir genauer hinhören und uns bewusster mit den Inhalten, die wir konsumieren, auseinandersetzen.

 

Filme und Serien:
Natürlich ist es schwierig, ausschließlich feministische Filme und Serien anzusehen, weil einfach immer noch nicht so viele existieren, als dass sie im Mainstream rotieren würden. Aber genau hinzusehen, was man da eigentlich vor sich hat, macht bereits einen enormen Unterschied aus. Man merkt, wie Frauen dargestellt werden und entwickelt dadurch eine kritische Haltung. Diese Tests können dir dabei helfen: Bechdel-Test, Mako Mori-Test und Sexy Lamp-Test 

Ein paar Serientipps, die Mainstream-Charakter haben und Frauen dennoch authentisch repräsentieren:

Transparent
Superstore
Grace and Frankie
Nola Darling
Easy
Workin‘ Moms
One Day at a Time
Sex Education
The L-Word
Noch nie in meinem Leben

 

Instagram:
Auf Instagram gibt es inzwischen ganz viele Influencer*innen, die auf sympathische Weise vor allem Frauen (aber auch Menschen jeder Sexualität und jeden Geschlechts) in den Mittelpunkt stellen und Tabuthemen aufbrechen. Gestaltet euren Feed offener, feministischer und mit mehr authentischer Frauenrepräsentation:
@florencegiven
@alexandra_stanic
@fraufrasl
@groschenphilosophin
@wirmuesstenmalreden
@trinksaufmich
@bodyposipanda

 

Podcasts:
Bei diesen Frauen stoßen Podcast-Hörer*innen auf relevante Aufklärungsarbeit zum Thema Feminismus und allem, was dazugehört (viel Bestärkung inklusive!):
Große Töchter. Der feministische Podcast für Österreich von und mit Beatrice Frasl
Darf sie das? von Nicole Schöndorfer
a mindful mess von Madeleine Alizadeh

 
 
 
 
 
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4) „Nein“ sagen, „Ja“ sagen und Konsens

Konsens ist natürlich ein riesiges Thema. Unter diesem Punkt versteht man oft, dass man deutlich „Nein“ sagen soll. Und das stimmt auch. „Nein“ und „Stopp“ zu üben, ist irrsinnig hart und sollte deswegen unbedingt auf jeder Vorsatz-Liste stehen.
Allerdings finde ich es ebenso wichtig, bewusst „Ja“ zu sagen. Meiner Erfahrung nach merkt man das „Nein“ manchmal erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Mich immer wieder darauf zurück zu beziehen, bewusst „Ja“ zu sagen, mich also bewusst für den nächsten Schritt oder eine Berührung zu entscheiden, hilft mir, schneller zu merken, wann meine Grenze erreicht ist. Gleichzeitig entscheide ich dadurch das Geschehen mit und stehe immer in Kommunikation mit mir selbst.
Zu diesem Punkt zählt allerdings auch, nach Konsens zu fragen; nicht nur mit sich selbst in Kommunikation zu stehen, sondern auch mit dem Gegenüber und sich immer wieder zu vergewissern, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen.
Konsens zu geben und Konsens zu erfragen, gilt es mit solchen Mitteln immer mehr zu normalisieren!

Hier findet ihr mehr zum Thema Konsens: Let’s Talk about: Konsens
(Ps: Dieser Vorsatz bezieht sich auf gewaltlose und wertschätzende zwischenmenschliche Begegnungen, in denen Konsens und Grenzen trotzdem wichtige Themen sein können und müssen!)

 

 

Diese kleinen Gesten verändern vielleicht nicht sofort die Welt, gehen aber mit einer großen Wirkungsmacht einher und bringen uns auf simple Weise einem feministischeren neuen Jahr näher. Indem wir auf diese 4 Vorsätze achten, beeinflussen wir nicht nur unseren eigenen Blick auf uns und unsere Mitmenschen, sondern früher oder später beeinflussen wir damit auch unser Umfeld positiv.
Mittel wie Sprache, Repräsentation und das Gefühl, berechtigt dazu zu sein, selbstbestimmt zu handeln, können irrsinnig viel bewegen. Sie alle öffnen Räume für Frauen*, aus denen sie bisher ausgeschlossen waren.
Also lasst uns im neuen Jahr laut sein, den Raum einnehmen, der uns zusteht, und uns nicht mit weniger zufriedengeben, als wir verdienen! 

 

Wir von Purpurr wünschen euch ein frohes neues Jahr! 

About The Author


Ani

Ani hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften mit dem Fokus auf feministischen Filmtheorien studiert und setzt sich künstlerisch in Form von experimentellen Filmprojekten und Musik mit Verletzlichkeit und Intimität auseinander.

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