Beleidigungen im Netz, Internettrolle

Meine Lieblingsbeleidigungen im Netz

Ich bin nun schon seit einigen Jahren Public Speaker zu bestimmten Themen. Ich werde dazu eingeladen, Vorträge und Workshops zu halten, aber auch, um in Diskussionsrunden zu debattieren. Vom Publikum vor Ort bekommt man eigentlich meist positives Feedback oder sehr sachte formulierte Kritik – selbst wenn es beispielsweise um Feminismus in eher konservativem Umfeld geht. Sicher nicht, weil ich so toll bin. Ich glaube, das passiert, weil die meisten Leute eher positive Kontakte suchen, sich wohl eher hinterrücks das Maul zerreißen als im Angesicht. Im Netzzeitalter landet immer mehr davon als Video in den sozialen Medien. Und da sollen die Leute mit den Inhalten interagieren. Das tun sie auch. Und wie!

Vor allem bei unpopulären Themen wie Feminismus oder kritische Männlichkeit ruft man eine ganze Trollarmee auf den Plan. Ich habe vor ein paar Jahren einen kontroversen Tedx Talk zum Thema „I’m a man. I’m a feminist. I do porn.“ gehalten und YouTube hasst mich dafür. Mich? Kleiner Scherz. Ich weiß recht gut, dass ich das nicht persönlich nehmen muss. Das Internet hasst Feminismus. Und doch spiegelt das nur die allgemeine Stimmung in dem rechtskonservativen Backlash, den wir die letzten Jahre erleben. Nur im Netz kann sich dieser Hass offen entladen.

Überall dort, wo die Menschen meinen, es gäbe keine Konsequenzen für ihr antisoziales oder aggressives Verhalten, finden sich offenbar genug Leute, die nicht einmal im Ansatz an einer sachlichen Debatte interessiert sind. Sie sehen es viel eher als Gelegenheit, ihre eigenen Frustrationen abladen zu können. Umso negativer ein Thema in der Gesellschaft besetzt ist, umso mehr schafft dies einen Raum, rücksichtslos um sich zu treten. Das sehen wir in der Flüchtlingsdebatte, so auch im Feminismus.

Ich beschwere mich ja gar nicht! Ich bekomme bei so einem unbeliebten Thema wie Feminismus schon genug Schulterklopfen, weil ich ein Mann bin, der sich dafür einsetzt. So wie Mütter für die Kindesobsorge nicht gelobt werden, ein Mann der aber einmal Windeln wechselt gleich als Hero gefeiert wird. Dennoch ist nicht alles nett, was einem da entgegenschlägt. Ich nehm’s mal mit Humor.

 

Meine Lieblingsbeleidigungen im Internet:

 

„Pussy whipped“
(Klingt doch heißt, wenn ihr mich fragt)

 

„ungevögelter Sack“
(Sack könnte stimmen)

 

„feminazi“
(Feminismus ist – noch – keine Nationalität)

 

„Du bist eine Schande für den stolzen Typus Mann“
(Make a man great again!)

 

„Feministen-Guru!“
(What?!)

 

„dumb as fuck“
(fuck as dumb klingt irgendwie nach ’ner besseren Idee)

 

„Du bist so ein ekelhaft verschwulter lappen“
(Kennen wir uns?)

 

„…werd wieder das was du bist, ein Mann.“
(Ich soll werden, was ich bin? Philosophisch!)

 

„Junge Junge, lass dir Eier wachsen…“
(Am Eierbaum?)

 

„der ist doch einfach nur schwul!“
(ich hab auch nichts dagegen, als hetero verwechselt zu werden!)

 

„gush du tschusch“
(Meint er den ehemaligen amerikanischen Präsidenten George Gush?)

 

„schlimmer als die ISIS“
(Vielleicht ein klein wenig hinkender Vergleich)

 

„mangina“
(ist das, wenn ein Mann ’ne Angina hat? War etwas verkühlt aber sonst geht’s gut, danke der Nachfrage!)

 

„pretentious hipster douchebag“
(ok, ich glaub das war ein Kompliment!)

 

Ein besonders großer Stein des Anstoßes war dieser Talk aus dem Jahr 2015. Auf YouTube geht’s ja bekanntlich voll ab, was Trolle betrifft. Und er wird wohl noch weiterhin für Feedback sorgen:

Alles in allem bin ichTEDxKlagenfurt dankbar, dass sie das Video immer noch online lassen, obwohl es ihnen wohl nicht viele neue Subscriptions bringt. Damit ist die Message noch draußen!

Und ich kann mich wieder meinem Hauptberuf widmen, meine Hipster-Douchebagness zu kultivieren  😉

About The Author


Pat

Patrick ist Autor und Filmemacher. Er macht Dokumentarfilme und produziert mit Arthouse Vienna Queer, Feminist und Arthouse Porno.

Er hat mit "Feminismus fickt!" ein Buch über Perspektiven feministischer Pornoindustrie geschrieben.

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