In dieser Serie zeigen wir Gesichter des Feminismus und portraitieren Aktivist*innen und Aktivist*en. Lena Jäger ist Mitinitiatorin und Projektleiterin des Frauen*volksbegehren. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was ihre Motivation ist, im feministischen Bereich zu arbeiten, wie sie angefangen hat, welchen Herausforderungen sie gegenüber steht und wo sie sich in Zukunft sieht.
Was war deine Motivation, dich im feministischen Bereich zu engagieren?
Ich bin von meinen Eltern bewusst feministisch erzogen worden. Sie waren 68er und ich bin als Älteste von vier Töchtern aufgewachsen. Es war ihnen wichtig, dass wir sehr selbständig sind und nicht in alte Rollenmuster fallen. Das hat mich geprägt. Vor allem, weil ich, umso älter ich wurde, gesehen habe, wie es vielen Kindern und Menschen ganz anders geht und wie stark sie alle von den vorgegebenen Mustern beengt werden.
Beim Frauen*Volksbegehren war ich sofort dabei, weil wir in einer Zeit des Umbruchs sind. Alle spüren, dass es Veränderung braucht. Die Frage ist nur welche!
Wie bist du da gelandet?
Ich war beim allerersten Treffen dabei. Das wurde über ein Frauennetzwerk verabredet, ca. 30 Frauen haben sich dann in einem Wohnzimmer getroffen. Alle spürten die gläserne Decke, alle waren es leid. Wir sahen alle den Backlash kommen. Da war dann schnell klar, dass wir das durchziehen, unser Volksbegehren.
Ist das Frauen*volksbegehren ein Vollzeitjob oder hast du noch andere Projekte?
Die Projektleitung des Frauen*volksbegehren ist mehr als ein Vollzeitjob. Anders wäre das nicht gegangen. Seit Sommer 2017 mache ich nichts anderes mehr und ich denke, bis die Arbeit im Parlament abgeschlossen ist, wird mir auch nicht langweilig werden. Aber seit Ende der Eintragungswoche versuche ich, mich auch wieder ein wenig mehr um Freunde und Familie zu kümmern. Viele unserer Aktionistas* und auch die Personen im Vorstand haben in den letzten 1,5 bis 2 Jahren ihr gesamtes Privatleben zurückgestellt.
Lena Jäger erklärt, warum ein neues Frauen*volksbegehren in Österreich gestartet wurde:
Was sind die größten Herausforderungen, die sich in deinem beruflichen Alltag zeigen?
Das sind völlig verschiedene Dinge, die meine Position mit sich bringt: Verhandeln, Grafiken erstellen, Texte schreiben, Social Media, ständig erreichbar sein zu müssen, Material von A nach B bringen, Stände aufbauen, Excellisten schreiben, Interviews geben und unzählige Mails lesen und beantworten. Das Frauen*volksbegehren steht niemals still!
Wo denkst du entwickelt sich das hin? Wird es in ein paar Jahren leichter sein, in dem Bereich zu arbeiten?
Die Frage ist, von welchem Bereich wir reden. Ich habe vor allem Kommunikations-, Strategie- und Kampagnenarbeit gemacht, natürlich im Kontext Frauen*rechte. Ich denke jedenfalls der Kommunikationsbereich wird weiterhin ein sehr umkämpfter Markt bleiben, in dem wir eine sehr große Bandbreite haben, an Gehältern und an Tätigkeitsfeldern. Die Arbeit mit und für Frauen* ist ja gerade eine ständig von Kürzungen bedrohte und sehr unsichere Tätigkeit. Trotzdem wird sie auch die kommenden Jahrzehnte notwendig bleiben.
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Lena Jäger hat das Lehramtsstudium Geschichte und Philosophie und das Studium der Musikwissenschaften studiert. In den letzten Jahren hat sie im Projektmanagement und Führungsbereich in verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Sie ist Mitinitiatorin des Frauen*volksbegehrens und war Projektleiterin für die Kampagne.