Feminismus 2020 heißt wohl, dass Beyonce, die Alben darüber macht, dass man doch das beste draus machen soll, wenn der Typ dich bescheißt („if lives gives you lemmons, make“), sich im Song „Flawless“ auf Adichie’s Essay „We should all be Feminists“ bezieht, die Autorin aber wiederum meint, ihr Feminismus ist nicht der Feminismus von Beyonce. In einem Interview war sie auch nicht ganz glücklich darüber, welcher Art der Öffentlichkeit sie das preisgab:
„I was shocked about how many requests for an interview I received when that song was released. Literally every major newspaper in the world wanted to speak with me about Beyoncé. I felt such a resentment,“ she laughed. „I thought: Are books really that unimportant to you? Another thing I hated was that I read everywhere: Now people finally know her, thanks to Beyoncé, or: She must be very grateful. I found that disappointing. I thought: I am a writer and I have been for some time and I refuse to perform in this charade that is now apparently expected of me: ‚Thanks to Beyoncé, my life will never be the same again.‘ That’s why it didn’t speak about it much.“
Was bedeutet das für die Entwicklung von Feminismus?
Ein Problem liegt nicht nur im Umgang mit den Leistungen der beiden Frauen, die ungleich bewertet werden (zum Beispiel mit der Frage, wer wem danken sollte). Es liegt auch in der Aussageform selbst. Beyonce hat das politische Essay zu einem Slogan gemacht. Dieser Slogan steht jetzt auch auf einem T-Shirt von Dior. Das Model, das es über den Laufsteg muss aber immernoch spindeldürr sein, sonst wäre es nicht dort. Das heißt es. Soviel zur Kraft der Popkultur. Sie kann Ideen promoten oder in Warenform umwandeln.
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Doch manchmal auch beides! Denn Feminismus 2020 heißt, dass Superstars Feministinnen und Feministen sind. Das heißt Feminismus ist cool geworden. Auf der anderen Seite aber auch Teil einer Brand (der im Fall von Dior offensichtlich leider doch nicht sehr Auswirkungen auf ihre Firmenpolitik hat). Es heißt vielleicht aber auch, dass dadurch vielleicht wirklich viel mehr Kinder und Jugendliche überhaupt das Wort Feminismus kennenlernen und cool finden. Sie wollen dann vielleicht auch mehr darüber erfahren. Und machen schließendlich ihren Feminismus daraus. Wie wir alle unseren Feminismus daraus machen.
Feminismus 2020 und danach wird heißen ob wir es auch schaffen uns nicht zu sehr an diesen Konflikten zwischen uns abzuarbeiten, ob liberal, militant, lipstick, ja auch male feminists — auch wenn Outcalling in der Bubble viel mehr Follower bringt — sondern uns auf gemeinsame Anliegen zu konzentrieren. Denn die werden wir nur so durchbringen. Gemeinsam.