Ciocia Basia in Berlin, Ciocia Wienia in Wien und Ciocia Szesia in Prag sind die feministischen Tanten (= „Ciocia“ auf Polnisch) im Ausland, die jungen Polinnen helfen. Die extremistische polnische Regierungspartei PiS versucht Schwangerschaftsabbrüche unmöglich zu machen. Das Gesetz ist schon lange eines der härtesten in Europa. Doch die PiS versucht es immer weiter zu verschärfen. Es gab bereits vor dem letzten Vorstoß nur sehr eingeschränkte Bedingungen für einen Abbruch (zb. Gefahr für die Frau oder stark beeinträchtigter Fötus). Doch auch dann war es Ärzten frei aus „Gewissensgründen“ abzulehnen. Die Partei übte vielerorts Druck auf Ärzte aus, das auch zu tun, weshalb ein Abbruch in Polen häufig zwar theoretisch noch möglich, de facto aber schon verboten war.
Das versuchte die PiS auch immer wieder in’s Gesetz zu übersetzen. Zum Unmut vieler Menschen, die dagegen auf die Straße gehen. Der Czarny Protest („schwarzer Protest“, die Teilnehmenden trugen überwiegend Schwarz) war ein Marsch von über 100.000 Menschen in ganz Polen. Der Strajk Kobiet (Streik der Frauen) wehrt sich bis heute gegen die Verschärfung bzw. de facto Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, Hausdurchsuchungen bei Frauenorganisationen als Einschüchterungsversuche und den Rückzug Polens aus der Istanbuler Konvention, die sich gegen Gewalt an Frauen richtet, den die PiS geplant hat.
Die mutigen Polinnen lassen sich das weiterhin nicht gefallen. Aufgrund der stärke der extremistischen Regierungspartei, die Unabhängigkeit der Gerichte abbaut und die Zivilgesellschaft einschränkt, haben sie es aber sehr schwer. Eine Initiative, die draus entstanden ist, sind auch die Tanten. Sie sind ein Netzwerk polnischer Feminist*innen, die Frauen über die Bedingungen für Abbrüche im umliegenden Ausland informieren, gegebenenfalls Termine vereinbaren. Und sie auch dabei begleiten und übersetzen, so nötig. Die Tanten sind über Facebook (Berlin, Wien, Prag), eMail oder Telefon erreichbar, Freiwillige übernehmen im Schichtdienst, keine Frau muss länger als einen Tag auf eine Antwort warten.
Da die Abtreibungen im Ausland für polnische Einkommensverhältnisse manchmal ein oder zwei Monatsgehälter bedeuten (Reise nicht mitgerechnet), springt die Tante auch finanziell ein. Dabei brauchen sie Hilfe: Die Tanten finanzieren sich über Spenden und Crowdfunding. Wenn ihr helfen wollt, hier (Funraiser für Berlin und Wien) landet jeder Cent bei einem urfeministischen Anliegen und bei Frauen, die eure Unterstützung brauchen können!