Sexualpädagogik, sexuelle Bildung, Sexualerziehung, Aufklärung … Sex was?
Was unter sexueller Bildung verstanden wird, warum es vielen Menschen bei diesem Thema die Nackenhaare aufstellt und warum es professionelle, externe Sexualpädagog*innen braucht, könnt ihr in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Was ist sexuelle Bildung?
Sexuelle Bildung, egal ob im Schulkontext, in einer Wohngemeinschaft oder im familiären Umfeld, ist immer ressourcen- und klient*innenorientiert. Das bedeutet, dass das sexualpädagogische Angebot weder die eigenen Interessen noch die Interessen anderer Personen durchsetzt. Interessen und Gesundheit der Zielgruppe haben oberste Priorität!
Sexuelle Bildung ist ein kontinuierlicher Prozess, der im Idealfall im Alltag verankert ist und in gezielten Gesprächen Ausdruck findet. Dabei gilt zu beachten: Sexualität ist ein integraler Bestandteil menschlicher Entwicklung und ist Teil jedes Menschen – von Geburt bis zum Tod.
Sexualpädagogik bezieht dabei alle menschlichen Entwicklungsebenen mit ein. Im Unterschied zum Biologie-Unterricht fokussieren sexualpädagogische Angebote nicht nur auf die kognitive Ebene, sondern beachten immer alle Entwicklungsebenen. Im Unterschied zur biologischen Didaktik hat die Sexualpädagogik immer den Fokus auf ihr Gegenüber, auf ihre Klient*innen.
Sexualität: ein heikles Thema für viele
Sexualpädagogik beschäftigt sich mit dem Thema Sexualität, das gesamtgesellschaftlich nach wie vor ein großes Tabu ist. Tabu bedeutet, dass keine adäquate Sprache in der Gesellschaft vorherrscht, um Sexualität in all ihrer Komplexität zu beschreiben.
Sexualpädagogik hat zum Ziel, Sexualität zu enttabuisieren und zu normalisieren, um so eine Sprache dafür zu finden. Deshalb wird in sexualpädagogischen Workshops so über Sexualität gesprochen, wie Menschen auch tatsächlich mit ihr zu tun haben: Jegliche Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ambivalenzen und Gelüste haben genauso Platz wie Fragen, Unsicherheiten und negative Erfahrungen. Dabei muss sich die Sprache dem Gegenüber entsprechen und sich an dessen Bedürfnissen orientieren.
Professionelle Sexualpädagog*innen können Abhilfe schaffen
Wie die vergangenen Jahrzehnte und Generationen gezeigt haben, kann das typische „Aufklärungsgespräch“ fast nur nach hinten los gehen. Die emotionale Nähe zu Bezugspersonen oder auch Gefühle wie Scham und Unbedachtheit (auf beiden Seiten!) verhindern ein offenes Sprechen über Sexualität, Lust, Beziehungen, Liebe und körperliche Veränderungen.
Damit wertfrei und schambefreit über diese Themen gesprochen werden kann und sich Schüler*innen, Jugendliche und Klient*innen trauen, Fragen zu stellen, braucht es professionelle Sexualpädagog*innen – am besten aus extrenen Vereinen und eben nicht den*die Bio-Lehrer*in.
Sexuelle Bildung sollte Wegbegleiterin von Anfang an sein. Sie spielt eine wichtige Rolle, Sexualität frei, sicher und lustvoll zu leben, bei gleichzeitiger Beachtung der Grenzen anderer Personen. Sie kann dabei helfen, gesellschaftliche Vorstellungen von Sexualität, Liebe und Beziehungen aufzubrechen und Kindern und Jugendliche dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden. Auch deshalb muss sexuelle Bildung immer wertfrei und sich an dem Gegenüber orientieren – ohne eigene Interessen durchsetzen zu wollen.
The Sex Education We Wish We´d Had by Hazel Mead