8 Verhütungsmythen, die noch immer in unseren Köpfen herumgeistern

Verhütung ist für viele Menschen, die heterosexuellen Geschlechtsverkehr haben, zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit geworden, der einen festen Bestandteil des selbstbestimmten Lebens darstellt. Es gibt vielfältige Verhütungsmethoden, die allesamt unterschiedlich in Anwendung, Wirkungsdauer, Nebenwirkungen und Kosten sind. Auch wenn die Methoden zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften nie zuvor so intensiv erforscht wurden wie heute, geistern immer noch viele Mythen zum Thema Verhütung in unseren Köpfen herum, obwohl sie schlichtweg falsch sind. Eine Reise zurück auf den Pausenhof unserer ehemaligen Schulen – das Epizentrum von Unwahrheiten.

Mythos #1: Eine Vaginalspülung mit Coca-Cola ist eine sichere Verhütungsmethode

Nein, das ist es nicht! Mit Coca-Cola, Wasser oder anderen Flüssigkeiten nach dem heterosexuellen Geschlechtsverkehr die

Vagina von Spermien zu „reinigen“, stellt keine sichere Verhütungsmethode dar. Befinden sich erst einmal Spermien in der Vagina, werden sie mittels Zervixschleim zur Gebärmutter und weiter in die Eileiter transportiert – ab diesem Moment besteht das Risiko einer Schwangerschaft. Außerdem können nie *alle* Spermien durch die Flüssigkeit hinausgespült werden.

Es mag sein, dass sich die Geschichte hartnäckig hält, dass Coca-Cola vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen kann. Die Versuche, die angeblich „nachgewiesen haben“, dass die zuckerhaltige Flüssigkeit Spermien abtötet und so vor einer ungewollten Schwangerschaft schützt, wurden wenn dann schon gar nicht in der Vagina, sondern in einem separaten Gefäß durchgeführt. Cola-Getränke und andere Spülungen der Vagina sind absolut keine sichere Verhütungsmethode und mitunter sogar gefährlich!

Mythos #2: Der Coitus Interruptus ist eine sichere Verhütungsmethode

Wird der Penis kurz vor der Ejakulation aus der Vagina herausgezogen, kann dies trotzdem zur Befruchtung einer Eizelle führen. Denn auch im Lusttropfen, das ist die Flüssigkeit, die bereits bei Erregung austritt, sind Spermien enthalten. Da der Lusttropfen nicht kontrolliert abgesondert wird, ist diese Methode NICHT zuverlässig!

Mythos #3:  Geschlechtsverkehr während der Monatsblutung ist „sicher“

Die Wahrscheinlichkeit, dass während oder kurz nach der Regel eine Eizelle befruchtet wird, ist zwar geringer, jedoch trotzdem möglich. Der Zyklus kann durch Stress, Medikamente oder Erkrankungen an der Anzahl der Tage schwanken – eine Zykluslänge von 21 bis 35 Tagen gilt als „normal“. Der Zyklus kann nie in seiner Länge bestimmt werden; bestimmbar ist nur, dass der Eisprung in der Zyklusmitte, also plus/minus 14 Tage vor der nächsten Regelblutung stattfindet. Da Spermien jedoch bis zu ca. einer Woche im Eileiter oder in der Gebärmutter überleben können, kann eine Eizelle auch erst Tage später befruchtet werden – beispielsweise während des Eisprungs.

Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung: Dauert der Zyklus einer Person 23 Tage und nehmen wir an, dass der Eisprung 16 Tage vor der der Regelblutung stattfindet, befindet sich diese Person rund um ihren 7. Zyklustag (23-16=7) in ihrer fruchtbaren Phase. Ungeschützter Geschlechtsverkehr während oder kurz nach der Regelblutung kann – wird die Überlebensdauer von Spermien mitbedacht – deshalb zu einer Schwangerschaft führen.

 

Mythos #4: Verhütung in den Wechseljahren ist überflüssig

Während der Wechseljahre führen Hormonschwankungen immer wieder zu Veränderungen des Zyklus und Ausbleiben der Monatsblutung. Diese Anzeichen sollten wahrgenommen, jedoch nicht als Zeichen von sofortiger Unfruchtbarkeit interpretiert werden. Erst wenn die Periode ca. ein Jahr lang ausbleibt, kann auch die Verhütungsmethode abgesetzt werden.

Mythos #5: Vor der ersten Regelblutung kann man nicht schwanger werden

Das stimmt nicht. Auch wenn die Menarche (die erste Regelblutung) ein Zeichen der Geschlechtsreife ist, besteht trotzdem die Möglichkeit, dass auch schon davor einzelne Eizellen heranreifen und bei Geschlechtsverkehr befruchtet werden. Ist eine Person sexuell aktiv, bevor sie einen regelmäßigen Zyklus hat, macht es Sinn, mit einer ausgebildeten Person (z.B. Gynäkolog*in) darüber zu sprechen!

Mythos #6: Die Spirale ist nur für ältere Frauen geeignet

Besteht der Wunsch für eine Verhütungsmethode, können durchaus auch junge Menschen über die Spirale nachdenken. Neben anderen Methoden, wie beispielsweise der Pille oder dem Verhütungspflaster, stellt sie eine sichere Option dar. Neben der hohen Verhütungssicherheit ist ein weiterer Vorteil, dass sie für drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter verbleibt und nicht täglich (wie beispielsweise bei der Pille) daran gedacht werden muss. Früher wurde oft behauptet, dass nur Frauen, die bereits Kinder haben, eine Spirale eingesetzt werden darf. Das stimmt nicht!

https://www.instagram.com/p/BkCar1oFAe-/?tagged=iud

Bedacht sollte jedoch werden, dass das Einsetzen der Spirale einen kleinen operativen Eingriff darstellt, der auch mit (geringen) Schmerzen und/oder Nebenwirkungen einhergehen kann. Spiralen gibt es in zwei unterschiedlichen Ausführungen: einerseits die sogenannte Hormonspirale und andererseits die Kupferspirale. Bei der Variante aus Kupfer kann es zu einer körperlichen Reaktion kommen, die die Spirale abstoßt, wodurch kein 100% Schutz mehr gegeben ist. All diese Faktoren sind wichtig, um eine geeignete Verhütungsmethode zu finden.

Mythos #7: Ein Tampon kann vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen

NEIN! NEIN! NEIN! Ein Tampon während seiner Anwendung ist keine sichere Verhütungsmethode – es schützt weder vor einer Schwangerschaft, noch vor ansteckenden Krankheiten. Außerdem besteht bei Geschlechtsverkehr mit Tampon Verletzungsgefahr. Tampons deshalb immer vor dem Sex entfernen!

Mythos #8: Bei Sex im heißen Wasser kann man nicht schwanger werden

Fakt 1: Spermien sind sehr temperaturempfindlich. Fakt 2: Spermien können auch beim Baden im heißen Wasser verenden. Ein Samenerguss kann jedoch bis zu 400 Millionen Spermien enthalten und es ist nie sicher, ob nicht auch im heißen Wasser einige davon überleben und in die Gebärmutter bzw. die Eileiter eindringen können. Deshalb gilt ungeschützter Geschlechtsverkehr in der Badewanne nicht als sicheres Verhütungsmittel!

Es gibt viele Urban Legends zum Thema Verhütung, die einerseits nicht stimmen und andererseits auch keine sichere Verhütungsmethode darstellen. Habt ihr keinen Kinderwunsch und wollt safen Geschlechtsverkehr, dann macht es Sinn, ein passendes Verhütungsmittel für euch zu finden und auf Cola oder ein heißes Bad zu verzichten! „Let´s Actually Talk About Birth Control“ spricht über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Verhütung:

About The Author


Sophie

Ausgebildete Sexualpädagogin, Studium der Gender Studies. Sophie beschäftigt sich mit Themen wie Bodyimage, Sex und Geschlechtergleichstellung.

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung