Feministischer Porno ian-dooley-k8OCHhEymME-unsplash

Was ist feministischer Porno?

Fem Porn oder feministischer Porno ist das stärkste Schlagwort in der New-Porn-Bewegung. Was ist feministischer Porno, wo kommt es her und was kann man sich darunter vorstellen?

Erika Lust Fem Porn

Woher kommt Fem Porn?

Feministische Pornos waren die ersten, die es schafften, Alternativen zum männlich kommerziellen Mainstream zu promoten. Es dauerte allerdings bis in die späten 90er Jahre, bis sie auftauchten und überhaupt bis Ende der 2000er Jahre, bis sie sich etablieren konnten.

Warum so lange? Bei feministischer Pornographie handelt es sich eindeutig um ein Phänomen der digitalen Revolution: Vor der billigen und einfach zu handhabenden Mitteln digitaler Kameratechnik und des Internets hatten eine Handvoll Firmen das sagen. Sie hatten Produktion und Distribution in ihrer Hand. Sie konnten bestimmen, was produziert wird und was zu sehen sein wird. Man musste die Clips damals noch aufwendig auf Datenträger bannen und physisch in Sexshops transportieren. Dazu brauchte es technisches Knowhow und ein Netzwerk and Resellern. Für „Nischenprodukte“ war es schwer. Wenn es darum geht, Kohle zu machen, nahm man also nur ins Sortiment auf, was sich wahrscheinlich am besten verkauft. Produktionen von Frauen für Frauen kamen kaum durch, da der typische Konsument als Mann gesehen wurde.

Erst das Internet machte es möglich, direkt von Produzierenden kaufen zu können und eine größere Vielfalt an Pornographie zu unterstützen. Daraus wurde ein wachsender Markt, immer noch eine Nische, aber mittlerweile groß genug, dass auch große Mainstreamfirmen immer häufiger versuchen, an Frauen zu verkaufen.

Feministischer Porno – was heißt das?

Im feministischen Porno haben gewöhnlich Frauen das Sagen. Sie entscheiden, wie produziert wird, aber auch, wie das Ergebnis dann aussieht. Das Durchbrechen der Glasdecke kann durchaus als feministische Errungenschaft betrachtet werden. Zumal sie im Porno sehr tief hängt, Frauen nur als Pornodarstellerinnen ernst genommen werden. Es ist für sich genommen aber noch keine weitreichende Transformation. Pornos von Frauen können genauso Stereotypen verbreiten oder Menschen ausbeuten.

Allerdings brachte die Bewegung auch Diskussionen um ethische Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung in Gang. Außerdem experimentierten sie mit neuen Darstellungsweisen, in denen es darum ging, das Begehren von Frauen auszudrücken und auch zu bedienen. Es war eine radikale Abkehr von der pornographischen Tradition, ausschließlich männlichem Begehren genüge tun zu wollen. Unter den Pionierinnen waren Candida Royalle, Petra Joy, Ovidie und Erika Lust. Letztere erlangte eine dominante Marktposition in den letzten Jahren und produziert nun auch Filme anderer Filmemachender. Ihr findet ihre Filme unter EroticFilms.com.

Feministische Pornographie hat eher einen glossy Look, wirkt anders als die DIY-Ästhetik des Queer Porn, den schwerverdaulichen Dekonstruktionen des Post/Porn oder den künstlerischen Spielereien von Arthouse Porno eher wie ein explizites Hochglanzmagazin, eine Art pornographisches Sex and the City. Aufgrund großen Erfolges wird es auch schon immer häufiger wegen der eigenen Kommerzialität und Verbreitung Stereotypen und gängiger Schönheitsideale kritisiert. Das mag zum Teil auch stimmen.

Nichts desto weniger haben diese Produktionen den Weg dafür geebnet, was wir heute als neue Pornos greifen können. Selbst wenn sie teils bei simplen Gegenerzählungen bleiben, haben sie Tür und Tor geöffnet, für eine echte Diversität im Porno. 

About The Author


Pat

Patrick ist Autor und Filmemacher. Er macht Dokumentarfilme und produziert mit Arthouse Vienna Queer, Feminist und Arthouse Porno.

Er hat mit "Feminismus fickt!" ein Buch über Perspektiven feministischer Pornoindustrie geschrieben.

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