Internationaler Tag des weiblichen Orgasmus

Schönen internationalen Tag des weiblichen Orgasmus!

Wozu so ein Tag? Er befindet sich seit 2002 in unseren Kalendern und wurde in Brasilien ausgerufen. Er erinnert an das Recht eines jeden Menschen auf den sexuellen Höhepunkt. Es geht um einen offenen Zugang zu Sexualität und den eigenen Bedürfnissen. Es ist eine gute Erinnerung daran, dass der Orgasmus physisch, emotional, wie psychohygienisch allen Menschen gut tut. Doch mit den Bedürfnissen wird nicht immer gleich umgegangen. Männern wird mehr zugestanden. Weit verbreitet ist leider immer noch die Annahme, der Orgasmus wäre für die Frau weniger wichtig als für den Mann. Heterosexuelle Paare finden es oft weitaus gewöhnlicher, dass sie öfter nicht oder sogar nur selten kommt, als dass er auch nur ein mal keinen Orgasmus hätte. Der Sex wird allgemein am Mann ausgerichtet, der Sex endet mit seinem Orgasmus (im Porno übrigens auch).
Die weibliche Lust führt in unserer Gesellschaft immer noch ein Dasein im Schatten des männlichen Begehrens. Das geht bis zu Klischees, nur Männer wären an Sex interessiert (oder Männer nur an Sex interessiert) und Frauen an Liebe und Bindung. Frauen sollten sich ihrer Lust nicht schämen müssen, sondern darüber sprechen, sie ausleben können und sie kultivieren!

Lange Zeit wurde Frauen überhaupt die Lust abgesprochen. Damit einher ging, dass ihr Geschlecht quasi unsichtbar gemacht wurde.

 

Umdeutungen des weiblichen Genitalen

Ich habe mich dafür entschlossen, ein Bild mit etwas saftigem, fruchtigem zu wählen. Welch schönes Sinnbild! Doch es ist auch historisch relevant: Die Feige ist ein altes Symbol für das weibliche Genitale. Vom Lateinischen Wort für Feige (fica) kommt auch das deutsche Wort für „ficken“ oder das Englische „to fuck“.
Die Feige stand lange für die Vulva. Die Vulva ist ein Begriff, der sich auf das Sichtbare der weiblichen Geschlechtsorgane bezieht, also auf Klitoris und Lippen. Es deutet etwas Lustvollen und Lebendiges an.

Früher wurde das weibliche Geschlecht als Kraft- und Lebensspender betrachtet. Im Christentum wurde es symbolisch umgedeutet. Primäres Symbol wurde das Herz, die weibliche Lust als leidend und schmerzhaft konnotiert. Man sieht es daran, dass die Mutter Maria ab diesem Zeitpunkt häufig mit Schwertern im Herzen dargestellt wurde. Hierher rührt die semantische Verwandtschaft mit dem Ausdruck der Scheide auch für das weibliche Genitale. In unserer Kultur ist es noch weit verankert die weibliche Sexualität als schmerzhaft und kompliziert wahrzunehmen. Weit verbreitet ist auch der Mythos, das erste Mal tue immer weh oder es sei normal, dass Frauen öfter beim Sex Schmerzen haben. Sinnvoller wäre es zu überlegen, ob wir vielleicht falsch mit Sex und unseren Körpern umgehen. Und ob es angenehmere, lustvollere Wege gäbe, uns zu begegnen.

So wurde der Frau aber nicht nur ihre Lust geraubt und symbolisch durch einen Leidensweg ersetzt, ihr wurde gleich ihr ganzes Geschlecht genommen. Gebräuchliche Worte und Symbole richteten sich fortan nicht mehr an die Vulva aus. Wir beziehen uns zumeist auf die Vagina. Diese bezeichnet aber einen unsichtbaren Part, einen im Inneren, nämlich jenen, zwischen Eingang und Gebärmutter. Die Unsichtbarkeit des weiblichen Geschlechts spiegelt ihre Marginalisierung in der Gesellschaft wieder und ist Sinnbild für unseren misogynen Umgang mit weiblicher Lust. Letztendlich aber auch mit Sexualität im Allgemeinen, ist erfüllter Sex doch ein Geben und Nehmen, um für alle Teilnehmenden eine schöne Erfahrung zu sein.

Deshalb: Gehen wir auf eine Reise zur weiblichen Lust, zum weiblichen Genitalen und zu einer genussvollen, saftigen Sexualität!

 

Viva la Vulva!

About The Author


Pat

Patrick ist Autor und Filmemacher. Er macht Dokumentarfilme und produziert mit Arthouse Vienna Queer, Feminist und Arthouse Porno.

Er hat mit "Feminismus fickt!" ein Buch über Perspektiven feministischer Pornoindustrie geschrieben.

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