Tschüss baba und verpiss dich – eine Wutschrift gegen die Menstruation

Es ist 23 Uhr. Ich liege im Bett und versuche zu schlafen. Mein Körper schmerzt – die Krämpfe in meinem Unterleib lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Einige Tage zuvor hielten mich Symptome des Prämenstruellen Syndroms vom Schlafen ab. Und Brüste hart wie Beton ain´t no fun.

Meine Gebärmutter feiert einmal im Monat ein Fest, jedoch ohne mich. In dieser Zeit fühle ich mich schwach und der „Natur“ ausgesetzt. Ich kann nichts an meinem Zustand ändern, muss Schmerzen hinnehmen, die mich nahezu lahmlegen. Natürlich gibt es unterschiedlichste Hilfsmittel, die zur Linderung der Schmerzen beitragen – darum geht es aber nicht. Ich kenne diese Tipps und Tricks, sowohl schulmedizinischer Art (z.B.: Schmerzmittel), als auch Alternativ- und pflanzliche Präparate (Frauenmanteltee, Johanniskrautöl und der neueste Shit: CBD-Öl). Viel eher geht es jedoch darum, dass mir während meiner Menstruation feministische Errungenschaften wie Gleichberechtigung und was weiß der Teufel alles nichts, aber auch überhaupt nichts bringen, denn ich liege (im besten Fall) im Bett und winde mich vor Schmerzen. Warum muss ich das ertragen?

Eh lieb, dass ich mit einem Körper ausgestattet wurde, der im „Idealfall“ Babys austragen kann – aber hat mich überhaupt jemand gefragt, ob ich das möchte? Und wie schaffen es bitte Menschen, aus diesem – nennen wir es – Zustand etwas Positives mitzunehmen?

Privilegiert zum Quadrat

Ein bisschen Reflexion ist mir in meiner Krampf-Schmerz-Wut-Situation aber auch gelungen. Denn: wie f*cking privileged bin ich bitte, dass ich – wenn ich wollte – jederzeit mein Telefon (privileged!) in die Hand (privileged!) nehmen könnte und bei jemanden um Hilfe bitten könnte? Oder auch einfach – wenn ich nur wollte – Schmerzmittel gegen den Tumult in meinem Unterbauch einnehmen könnte? Außerdem habe ich als weiße, junge Frau aus dem globalen Westen problemlosen Zugang zu Monatshygieneprodukten und muss mir keinerlei Gedanken über sauberes Trinkwasser oder Sanitäranlagen machen. Privilegiert bin ich auch in der Hinsicht, dass ich einerseits meinen Frust auf diesem Blog freien Lauf lassen kann, andererseits auch gesellschaftlich offen über Menstruation, Regelschmerzen und Co sprechen kann, ohne Stigmatisierung zu erfahren (an dieser Stelle könnt ihr nachlesen, warum wir unbedingt das Tabu rund um die Regel brechen und das Thema in unsere gesellschaftliche Mitte holen müssen).

Männer* und Menstruationsschmerzen

Als ich da so in Embryostellung im Bett lag und mein Leben verteufelte, empfand ich es als die größte Gemeinheit, dass Männer* keinen vergleichsweise unangenehmen Vorgang immer und immer wieder durchleben müssen. Aber vielleicht macht so ein Vergleich gar keinen Sinn? Geht es vielleicht gar nicht darum, dass wenn „wir“ leiden, auch „die“ leiden müssen? Interessant fand ich jedoch, dass der faire Kondomhersteller Einhorn am Weltmenstruationstag genau diesen Gedanken verfolgt hat: er ließ Männer* unter Hypnose ihre ersten Menstruationsschmerzen erleben.  In diesem Fall ging es aber nicht um „Rache“ an Männern*, sondern darum, Verständnis bei Männern* zu wecken und einen Dialog zu starten, der längt überfällig ist.

Seht euch dieses Hypnose-Spektakel selbst an….

Mittlerweile sind einige Tage vergangen und meine Regelschmerzen Geschichte – zumindest für diesen Monat. Außer, mein Körper kommt auf die Idee, doch noch ein paar Gebärmutterschleimhautpartikel abzustoßen… Yeah, ich freu mich direkt schon aufs nächste Mal!

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Geht es euch ähnlich? Welche (körperlichen) Erfahrungen macht ihr während eurer Menstruation? Könnt ihr etwas Positives daraus ziehen oder fühlt ihr euch auch der „Natur“ ausgeliefert? Let me know und schreibt mir unter sophie.purpurr@gmail.com

About The Author


Sophie

Ausgebildete Sexualpädagogin, Studium der Gender Studies. Sophie beschäftigt sich mit Themen wie Bodyimage, Sex und Geschlechtergleichstellung.

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